Auch insofern besitzt der Ölbaum eine besondere Bedeutung, als er ein sehr bequemer Gegenstand der Besteuerung und somit eine sichere Einnahmequelle für den Staat ist. In Tunesien zahlt jeder Baum unter 10 Jahren 40, über 10 Jahre 50 Centimes Steuer im Jahre, und diese Art der Besteuerung erweist sich als sehr wohltätig, da dadurch eine möglichst sorgsame Pflege den Besitzern nachdrücklich ans Herz gelegt wird, denn je reicher der Baum trägt, um so niedriger ist die Steuer. In Nordtunesien, wo meist nur sehr alte Bäume vorhanden sind, die sehr unregelmäßig tragen, besteuert man die Früchte nach einer vor der Ernte vorgenommenen Schätzung. In Kleinasien besteuert man auch die Früchte, aber erst, wenn sie abgeerntet sind. In Syrien muß für jeden zu vollem Ertrag gekommenen Ölbaum eine Steuer von 1 1/2 Piaster (ca. 23 Pf) entrichtet werden. Zu welcher Einnahmequelle aber für einzelne Staaten der Ölbaum wird, zeigt wiederum Tunesien. Dort zahlt1), abgesehen von der Steuer, die auf dem Baume ruht und die bei mehr als 12 Mill. Bäumen schon eine ansehnliche Summe bringt, das Öl, welches im Lande verbraucht wird und ehe es in den Handel kommt, eine Abgabe von 28% des Wertes, dann einen Ausfuhrzoll von 13%. Wird es schließlich, wie meist, nach Frankreich eingeführt, so zahlt es dort noch 5% des Wertes als Eingangszoll, also 46% zusammen! Die Insel Kreta lieferte allein an Staatsabgaben auf Öl 1889 1,7 Mill. Francs ab.

Eine bedenkliche wirtschaftliche Schattenseite der Olivenzucht, aber vielleicht nur der einseitig übertriebenen, hebt J. Partsch2) von Korfu hervor, wo die Venetianer durch ausgesetzte Preise bewirkt haben, daß die Hälfte des Bodens mit Ölbäumen bepflanzt ist, deren Ertrag teils infolge mangelnder Pflege, teils durch das stetige Sinken der Ölpreise stetig abnimmt. Dort hat der Umstand, daß der Ölbaum auch ohne Pflege noch Ertrag gibt, die Landbevölkerung geradezu der Arbeit entwöhnt, so daß sie selbst die einzige unerläßliche Arbeit, die Ernte, möglichst lässig betreiben, die Früchte von Wind und Regen herabwerfen lassen, sie auf Haufen sammeln und sich soviel Zeit zum Pressen lassen, daß die Früchte zum Teil verderben und schlechtes Öl geben. Eine solche Bevölkerung ist natürlich nur schwer dazu zu bringen, eine lohnendere Kulturpflanze, die Arbeit erfordert, an Stelle dieser bequemen zu setzen. Um so schwerer, als sie durch wechselnde und immer geringer gewordene Erträge, durch Mißernten verarmt und in die Hände der Wucherer geraten ist.

1) De Lancesan, La Tunisie, Paris 1887, S. 231.
2) Die Insel Korfu. Erg.-Heft Nr. 88 zu Pet. Mitt., Gotha 1887, S. 90.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904