17. Die Südosteuropäische Halbinsel.

Auf der südosteuropäischen Halbinsel, an die wir hier auch die Karsthalbinsel Istrien anschließen wollen, sind auch in bezug auf die Verbreitung des Ölbaums wie der Mittelmeerflora überhaupt zwei Teile zu unterscheiden: das festländische Trapez und die griechischen Rhomben. In ersterem bildet die Oliven- und Mediterranregion nur einen ganz schmalen Rahmen, einen schmalen Küstensaum an der West- und Südseite, an der Ostseite fehlt selbst dieser, denn die Halbinsel ist ihrem Klima und ihrem Pflanzenkleide nach überwiegend mitteleuropäisch mit nur wenigen mediterranen und orientalischen Anklängen. Der Balkan bildet, wie in bezug auf Verkehr, Völkerleben und Geschichte, so vor allem auch pflanzengeographisch keinen trennenden Wall, ihm geographisch ähnliche Bedeutung zuzuschreiben, wie den Alpen, und Nordbulgarien und Serbien zu Mitteleuropa (!) zu rechnen, ist, wenn sie von Geographen ausgeht oder geduldet wird, eine schwerverständliche Verirrung.

Kalte Winter und zu kurze, überdies nichts weniger als regenarme Sommer schließen den Ölbaum vom Innern der Halbinsel aus. Am günstigsten liegen die klimatischen Bedingungen an der Westseite, namentlich da dort auch durchaus trockner, warmer Kalkboden vorherrscht und die örtlich sehr bedeutenden Niederschlagsmengen ausgleicht. So sehen wir dort von Triest an die Halbinsel Istrien rings von einem schmalen nur bis etwa 200 m emporreichenden immergrünen Saume umgeben, dem der Ölbaum seinen Charakter verleiht. Dieser Sauth setzt sich vom Quarnero, wo er am Steilhange des kroatischen Karstes kaum bis 150m emporsteigt, wenn sich auch im Dragatale hinter Fiume ein Olivenhain findet, durch Dalmatien fort, sich allmählich verbreiternd und in die Flußtäler eindringend, bis zur Mundung des Drin. Bei Zara, Spalato, an der sog. Riviera der fünf Kastelle zwischen Trau und Spalato, bei Sebenico, ganz besonders auch bei Ragusa, an der Bocche di Cattaro, bei Antivari und Dulcigno, bei Alessio am Drin sieht man bedeutende Olivenhaine. Vor allem aber sind die dalmatischen Inseln alle reich an solchen, am meisten Arbe, das sehr gutes Öl liefert, Lussin, Pasman, das geradezu einen großen Olivengarten bildet, Lesina, dessen Straßen Burton 1) zur Zeit der Ölbereitung von Öl glitscherig fand. Im Narentatale reichen Olivenhaine bis Buna im Becken von Mostar2). Ebenso umsäumen solche die Südwestseite des Skutarisees von Skutari bis Virpazar und Gadji3), vorzugsweise von Albanesen gepflanzt und gepflegt, da der Ölbaum ja dem eigentlichen Montenegro fremd ist und nur in diesem neuerworbenen Küstengebiet, dessen Reichtum er bildet, landschaftlich ins Gewicht fällt. Man rechnet in Dalmatien im Mittel nur eine Olivenölgewinnung von 80000 hl, 1 hl zu 50 M, so daß die ganze Ernte nur einem Werte von 4 Mill. M entsprechen würde.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904