Der Preis eines mit volltragenden Ölbäumen bepflanzten Hektars Land beträgt im süd-französischen Departement Herault 5—6000 Francs, in den Alpes Maritimes im Durchschnitt 7000, bei Nizza 8—9000, ja 10000 Francs und mehr2). Man rechnet dort einen jährlichen mittleren Reinertrag von 335 Francs, wovon zwei Drittel dem Besitzer, ein Drittel dem Pächter gehört, so daß ersterem, alles in Betracht gezogen, ohne die Steuern jährlich 228 Francs zukommen.

Außer durch seine Früchte und die Preßrückstände, die sowohl Schweinefutter, wie getrocknet in Ziegelform einen guten Brennstoff liefern, bringt der Ölbaum auch durch sein Holz Ertrag, das in den Mittelmeerländern vielfach als alleiniges Brennholz dient, durch seine Festigkeit, die es vorzüglich Politur annehmen läßt, Feinheit, Unvergänglichkeit und schöne Maserung bei blaßgelber Farbe, namentlich der Wurzelstöcke, aber weit höheren Wert zu Bildbauer-, Schreiner- und Drechslerarbeiten wie sonstigen feinen Holzarbeiten erlangt. Aus Palästina (Bethlehem) und Italien sind ja solche wohlbekannt und Gegenstand des Welthandels, namentlich eingelegte Tische u. dgl. Nizza, Sorrent, Bellaggio und Florenz sind hervorragende Stätten der Verarbeitung von Olivenholz, neuerdings, seit eine eigene Zeichenschule für Holzarbeiten dort errichtet ist, auch Arco in Südtirol. Das Olivenholz gibt auch ausgezeichnete Holzkohlen. Selbst zu Schiffs- und sonstigen Bauzwecken verwendet man es. Die jungen Schößlinge liefern auch gute Spazierstöcke, deren Gewinnung und Ausfuhr besonders in Algerien eine Rolle spielt, anscheinend zum Nachteil der Pflanzungen. Die Regierung hat daher 1886 diesen Erwerbszweig beschränkt und zu überwachen begonnen. Die Blätter werden häufig als Viehfutter verwendet.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904