7. Blüte und Ernte.

Die selbstverständlich auch von der Witterung beeinflußte Blütezeit des Ölbaums beginnt an der Äquatorialgrenze seines Vorkommens in Südwestmarokko wohl gelegentlich noch Ende Februar, sonst fällt sie in Nordafrika, Südspanien und Syrien meist in den März und April, in Süditalien und im mittleren Spanien in den April, im nordöstlichen Spanien und Südfrankreich in den Anfang des Mai. Die Blütezeit umfaßt nur 8—10 Tage und vollzieht sich am besten bei ruhigem, trocknem Wetter. Die Olivenblüte ist sehr unscheinbar, weiß, der Blütenstand ist eine zusammengesetzte Traube, meist achselständig.

Fast überall sind die Oliven im Laufe des Oktober, gegen Ende desselben, an der Polargrenze wohl auch erst im November reif. Es empfiehlt sich, bei Eintritt der Reife sie abzuernten und die Ernte nicht zu lange auszudehnen. Doch geschieht meist das Gegenteil, und wird dieselbe aus verschiedenen Gründen, namentlich wegen Mangels an Arbeitskräften und an Ölpressen, oft auf Monate ausgedehnt, und sind die Bewohner der olivenbauenden Gegenden mit dem Einsammeln und Verarbeiten der Oliven meist den ganzen Winter bis in den Beginn des Frühlings beschäftigt, ja es strömen vielfach Tausende von Wanderarbeitern zur Ernte herbei. An den oberitalischen Seen füllt die Ernte meist in die Monate Dezember bis Februar, in Toskana und Ligurien nicht selten von Ende Oktober bis in den April. In Bordighera soll nach altem Brauch die Olivenernte am 21. November beginnen, doch verzögert ungünstiges Wetter sie gelegentlich so, daß sie mehr in den Frühling fällt. Bei besonders guter Ernte sind die Bäume derartig mit den kleinen schwarzen Früchten beladen, daß man kaum die Blätter sieht. In Sardinien läßt man vielfach die Früchte im März und April überreif abfallen und sammelt sie erst dann. Bei Tivoli fällt die Ernte meist in den Januar. In Kleinasien erntet man meist im November und Dezember, muß aber häufig die Früchte auf Haufen liegen lassen, bis es dem Steuerpächter beliebt hat, die Besteuerung vorzunehmen. Dann salzt man sie wohl ein, um zu verhindern, daß sie zu sehr faulen. Beides natürlich zum Schaden des Öls. Auch in Tunesien dauert die Ernte meist 3—4 Monate, von Ende Oktober oder November an bis in den Februar. Durch Meerferne, Höhe u. dgl. bedingte klimatische Einflüsse können die Reifezeit auch an nahegelegenen Orten wesentlich verschieben. Bei Bougie z. B. beginnt die Ernte regelmäßig Ende Oktober, 100 km davon, im obern Saheltal, erst Ende November.

1) Cappi, La coltivasione dell' Olivo, San Remo 1875, S. 216. Auch Trabut, L'Olivier en Algerie, Alger-Mustapha 1900, S. 44—47, behandelt die Krankheiten des Ölbaums und gibt Abbildungen der Schädlinge und der Krankheitserscheinungen.
2) Bourde, Rapport sur les cultures fruitieres et en particulier sur la culture de l'olivier dans le centre de la Tunisie, Tunis 1899.
3) Trabut, L'Olivier en Algerie, S. 46.
4) Le Naturaliste Nr. 335, 15. Febr. 1901.
5) A. P. Payne, Report on the condition of olive culture in California, Sacramento 1900, S. 16.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904