Bei dieser vielseitigen Verwendung ist es natürlich besonders wichtig, Fälschungen feststellen zu können. Es ist hier nicht der Ort, auf die dabei angewendeten Methoden einzugehen; die wichtigsten gibt die Österr. Chemiker-Zeitung a. a. O. Spanien und Italien, abgesehen von Sizilien, liefern meist reine Olivenöle.

Die Phöniker haben wohl zuerst das in Palästina und Syrien gewonnene Olivenöl zum Gegenstand des Welthandels gemacht und es den Ägyptern und den minder gesitteten Völkern des Westens bis nach Tartessos1) zugeführt. Namentlich in römischer Zeit spielte es als Handelsgegenstand im großen wie im kleinen eine große Rolle. Neben Syrien waren Griechenland, Barka, Tripolitanien, Tunesien, Spanien, zum Teil auch Italien die wichtigsten Erzeugungsländer. Noch der Kirchenvater Hieronymus bezeugt im 5. Jahrhundert, daß Ägypten vorzugsweise von Palästina, das daran sehr reich sei, mit Olivenöl versehen werde. Doch kam auch da schon Übererzeugung vor. Beim Tode des Septimius Severus waren die aus Tunesien und Tripolitanien eingeführten Ölvorräte so groß, daß sie auf 5 Jahre nicht nur für Rom, sondern für ganz Italien den Bedarf zu decken hinreichten. In Pompeji sehen wir noch einen Laden eines Ölhändlers mit den riesigen Tongefäßen. In jedem Hause wurde ein gewisser Vorrat an Öl gehalten, denn es ersetzte nicht nur die Butter, sondern auch fast alle übrigen bei den Nordländern verwendeten animalischen Fette.

Im Mittelalter hatte der Handel mit Olivenöl, den die Italiener fast allein in der Hand hatten, große Ausdehnung angenommen, er reichte von Flandern und Nordwesteuropa bis nach China. Nach dem Zeugnis des Armeniers Hethum war zu Beginn des 14. Jahrhunderts Olivenöl in China von den Herrschern und Vornehmen sehr hoch geschätzt und sehr kostbar2). Apulien, Neapel, Gaeta, anderseits auch Tunesien, waren im 15. Jahrhundert wichtige Ausfuhrgebiete für Olivenöl3). Von Sfax führt Ibn Haukal schon im 10. Jahrhundert Ölausfuhr nach Sizilien, für Sfax und Gabes Edrisi4) im 12. Jahrhundert an, ebenso noch von Barka. Auch im Mittelalter versah Syrien Ägypten mit Olivenöl. Aber auch Sfax und Djerba lieferten dorthin5), beide aber auch nach dem Westen. Nach Edrisi6) war Olivenöl auch der wichtigste Ausfuhrgegenstand von Sevilla. Nach Balducci Pegolotti7) gelangte in Konstantinopel in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Olivenöl zum Verkauf aus Venedig, den Marken, Apulien und Gaeta. Der erfahrene Reisende riet, für die Ausfuhr nach mohammedanischen Ländern nur neue Fässer zu nehmen und Sorge zu tragen, daß die Fässer keine Spur zeigen, daß sie schon für Wein, Schweinefett oder Schweinefleisch benutzt worden sind, da sonst das Öl unverkäuflich sei und die Verkäufer noch bestraft würden.

1) Aristoteles de Mirabil. Ausc. 1. c. c. CXLVII, S. 303.
2) H. Yule, Cathay and the ways thither I, S. CXCV.
3) Uzaano, Pratica della Mercatura, bei Pagoini, Della Decima e delle altre gravezze di Firenze, Florenz 1765, IV, S. 95. 98. 193.
4) S. 125. 5) Ibn Batoutah ed. Defremery et Sanguinetti, Paris 1853, S. 131.
6) S. 215.
7) Bei Pagnini, s. Anm. 3, S. 21.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904