Das Innere des Olivenwaldes (von Korfu) schildert J. Partsch1): " Licht stehen gewöhnlich die dicken, knorrigen, wunderlich verkrüppelten und gewundenen Stämme, in ein graues Gewand rissiger Rinde gehüllt, von den weitgreifenden dicken Wurzeln bis empor zur Entfaltung der breiten Krone, deren schmale Blätter zwischen ihrem bescheidenen, ans Silbergrau anspielenden Grün das Blau des Himmels oder in der Nähe des Ufers die satte Farbe des dunkeln Meeres hindurchquellen lassen und auch den Sonnenstrahlen nicht wehren, sich hindurchzustehlen unter die freundliche Laubwölbung."

Wo die Ölbäume vereinzelt stehen und alt knorrige von jüngeren Wurzelschößlingen umgebene Gruppen bilden, dazwischen der Boden mit Gräsern und Stauden bedeckt ist oder auch kahler, verwitterter, weißgrauer Kalkfels ansteht, empfängt man den Eindruck eines eigenartigen Naturparks.

In bezug auf den Boden stellt der Ölbaum keine hohen Ansprüche, er gedeiht fast auf allen Bodenarten, auf festen, tiefgründigen, feuchten sowohl wie auf mageren, trockenen, felsigen. Allerdings wird sein Wuchs und noch mehr seine Frucht dadurch beeinflußt, denn meist ist die Frucht auf fettem, feuchtem Boden gewachsener Ölbaume minderwertig; sie wird zwar größer, liefert aber wenig und schlechtes Öl. Die zahlreichen, nach den Früchten unterschiedenen Spielarten sind wohl in erster Linie Erzeugnisse des Bodens und stellen demnach bei der Anpflanzung auch bestimmte Anforderungen an denselben. Nur vom Gesichtspunkte des Ertrags aus kann man den Ölbaum auch als in bezug auf den Boden wählerisch bezeichnen. Als am günstigsten gilt der warme, trockene, poröse Kalkboden, der ja gerade in den Küstenlandschaften des Mittelmeergebiets so verbreitet ist und zumeist die malerischen Formen und die Farben der von lichten Olivenhainen bedeckten Küsten und Vorgebirge bedingt. Kalkboden soll die ölreichsten Oliven hervorbringen, und das Öl von Kalkböden soll das beste sein. Auf Kalkboden legt man daher am liebsten Olivenhaine an, und solche steinige, felsige Hänge, die sonst kaum Ertrag bringen würden und auf die der Ölbaum auch häufig durch reicher lohnende Gewächse: den Weinstock, Agrumen, Weizen u. dgl. verdrängt ist, lohnen dann noch reichlich. Schon Columella2) sagt: neque depressa loca, neque ardua, magisque modicos clivos amat; und an einer andern Stelle: Olea maxime collibus, siccis et argillosis gaudet; at humidis campis et pinguibus laetas frondes sine fructu affert. Und Virgil3): Difficiles primum terrae collesque maligni Tenuis ubi argilla et dumosis calculus arvis Palladia gaudet silva vivacis olivae. Auch auf Mergelboden, verwittertem Travertin, auf Sohuttboden, besonders wenn viel Kalkgerölle darunter sind, gedeiht der Ölbaum noch gut und liefert viel und gutes Öl. An den oberitalischen Seen, besonders am Gardasee, wächst er vorzugsweise auf Moränenschutt. Welcher Gegensatz! Ausgezeichnet4) gedeiht der Ölbaum auf den alten Schuttkegeln, welche die Fiumare aufgehäuft haben, die an der Südwestseite der Sila in Kalabrien zwischen Kap Suvero und Nicastro hervorbrechen. Dieselben bestehen vorzugsweise aus kristallinischen Schiefern. Ebenso auf vulkanischem Boden und alteruptiven Gesteinen wie Granit. Der Granitboden, der in Korsika allgemein als wenig fruchtbar gilt, wird in der Balagna, die in der Tat einen großen Olivenhain bildet, als ganz besonders günstig für den Ölbaum angesehen. Auch das Granitmassiv des Sayago gegen die Einmündung des Tormeß in den Duero hin trägt bei Fermoselle in 650 m Meereshöhe und an der Polargrenze noch ausgedehnte Olivenhaine. Weniger günstig ist schon Schieferboden. Sehr stark tonige Böden liebt der Ölbaum dagegen nicht, weil sie sehr feucht und im Winter kalt sind, anderseits aber auch nicht zu leichte und zu rasch austrocknende Sandböden. Immerhin gedeiht er in der Ebene des Philisterlandes bei Gaza vorzüglich auf sandigem, durch reichlich vorhandene kalkige Bindemittel rasch zu Stein verhärtendem Alluvium, wohl wesentlich, weil es dem Boden weder an Nährstoffen noch an Feuchtigkeit fehlt. Der beste Olivenboden, der die herrlichen Pflanzungen von Sfax in Tunesien trägt, enthält 3—4 % Pottasche, wie auch 1 kg Oliven mehr als 7 g Pottasche enthält.
Bei der Düngung wird es sich also vorzugsweise darum handeln, die Pottasche zu ersetzen.

Die Insel Korfu. Erg.-Heft Nr. 88 zu Pet. Mitt, Gotha 1887, S. 89.
2) De Re Rustica V, c. 9 u. 17.
3) Georgien, lib. II.
4) Cortese, Descrizione geol. di Calabria, Rom 1896, S. 203.

aus "Der Ölbaum" von Theobald Fischer, 1904